Gottesdienst feiern so wie früher – das geht inzwischen wieder. Und zugleich geht es eben nicht: Mit zwei Metern Mindestabstand und Maske über dem Mund lässt sich das Gewohnte nicht einfach fortsetzen. Da ist es geradezu stimmig, dass auch gemeinsames Singen entfällt. „Normale“ Gottesdienste wird es auf Monate nicht geben. Und fühlt sich Gottesdienst jemals wieder „normal“ an mit Corona im Rücken? Da habe ich meine Zweifel.
Kein bloßes Zurück in die Vergangenheit – das erfahren ja nicht nur Gläubige in diesen Tagen. Viele weitere Lebensbereiche haben sich dauerhaft verändert. Und allein schon mit den Erfahrungen der letzten Wochen lebt es sich für immer anders.
Die Jünger Jesu waren nach Ostern in einer ganz ähnlichen Lage, erzählt die Bibel. Jesus war auferstanden, das wussten sie. Er war wieder da. Aber nicht so wie früher. Jesus weiter nur in Israel unterwegs, gebunden an Raum und Zeit – und irgendwann dann doch wieder beerdigt? Das konnte und wollte sich niemand ernsthaft vorstellen. Gottes Geschichte musste jetzt anders weitergehen, weiträumiger, größer … Veränderung lag also in der Luft.
Von dieser Veränderung erzählt das Fest Christi Himmelfahrt nächsten Donnerstag. Jesus wird „emporgehoben“, „fährt auf gen Himmel, „weg vor ihren Augen“, so die alten Formulierungen. Seitdem kennt christlicher Glaube keine Grenzen mehr. Jeder kann Jesus erfahren, mit seinem Geist begabt werden.
Gottesdienst feiern so wie früher? Ich finde die andere Perspektive attraktiver. Und ich freue mich über den neu entstandenen Spielraum. Die frisch entwickelten Formate lassen sich ja auch in klassischen Kirchenräumen fortführen, die Gottesdienstgemeinde vor Ort wird via Internet oder Telefon noch größer. Und Gottes Geist schenkt auch in einer völlig veränderten Welt Mut und Hoffnung.
Pfarrerin Verena Reeh