Liebe Welzbachtalerinnen! Liebe Welzbachtaler!

Gottesdienst feiern so wie früher – das geht inzwischen wieder. Und zugleich geht es eben nicht: Mit zwei Metern Mindestabstand und Maske über dem Mund lässt sich das Gewohnte nicht einfach fortsetzen. Da ist es geradezu stimmig, dass auch gemeinsames Singen entfällt. „Normale“ Gottesdienste wird es auf Monate nicht geben. Und fühlt sich Gottesdienst jemals wieder „normal“ an mit Corona im Rücken? Da habe ich meine Zweifel.

Kein bloßes Zurück in die Vergangenheit – das erfahren ja nicht nur Gläubige in diesen Tagen. Viele weitere Lebensbereiche haben sich dauerhaft verändert. Und allein schon mit den Erfahrungen der letzten Wochen lebt es sich für immer anders.

Die Jünger Jesu waren nach Ostern in einer ganz ähnlichen Lage, erzählt die Bibel. Jesus war auferstanden, das wussten sie. Er war wieder da. Aber nicht so wie früher. Jesus weiter nur in Israel unterwegs, gebunden an Raum und Zeit – und irgendwann dann doch wieder beerdigt? Das konnte und wollte sich niemand ernsthaft vorstellen. Gottes Geschichte musste jetzt anders weitergehen, weiträumiger, größer … Veränderung lag also in der Luft.

Von dieser Veränderung erzählt das Fest Christi Himmelfahrt nächsten Donnerstag. Jesus wird „emporgehoben“, „fährt auf gen Himmel, „weg vor ihren Augen“, so die alten Formulierungen. Seitdem kennt christlicher Glaube keine Grenzen mehr. Jeder kann Jesus erfahren, mit seinem Geist begabt werden.

Gottesdienst feiern so wie früher? Ich finde die andere Perspektive attraktiver. Und ich freue mich über den neu entstandenen Spielraum. Die frisch entwickelten Formate lassen sich ja auch in klassischen Kirchenräumen fortführen, die Gottesdienstgemeinde vor Ort wird via Internet oder Telefon noch größer. Und Gottes Geist schenkt auch in einer völlig veränderten Welt Mut und Hoffnung.

Pfarrerin Verena Reeh

„Wir haben als Gesellschaft gemerkt, wie sehr wir einander brauchen“

Foto Bernd Eßling

Dekan Olliver Zobel zur Öffnung der Kirchen für Gottesdienste

Seit der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen Anfang Mai scheint unsere Gesellschaft förmlich aufzuatmen.  Die Möglichkeit, nun wieder – unter Berücksichtigung besonderer Abstands- und Hygieneregeln – in den Kirchen Gottesdienste zu feiern, hat in vielen der insgesamt 42 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanates Ingelheim-Oppenheim Vorfreude aber auch eine gewisse Verunsicherung ausgelöst. „Werden wir die strengen Vorgaben, zu denen auch die Abfrage des Namens, der Adresse und der Telefonnummer der Gottesdienstbesucher zählt, erfüllen können?“, fragt man sich mancherorts.

Dekan Zobel
Foto Bianca Leone

Hygienekonzept nicht in jedem Kirchengebäude umsetzbar

Dekan Olliver Zobel ist dankbar, dass sich die Kirchenvorstände dennoch der Herausforderung stellen, ob und wenn ja wie ein Hygienekonzept für ihre Kirche möglich ist. Einige werden sehr schnell Entscheidungen treffen können, weil die bauliche Situation ihrer Kirche für solch‘ ein Konzept gute Voraussetzungen bietet. Andere werden feststellen, dass es kaum Sinn macht in einer Kirche einen Gottesdienst anzubieten, zu dem man höchstens neun Gäste zulassen kann. Außerdem müssen auch personell einige Auflagen erfüllt werden. So braucht man für jeden Gottesdienst einen Hygienebeauftragten – und den muss man erst einmal finden.

So werden wohl nach und nach in einigen Kirchen wieder Gottesdienste angeboten werden. Andere Gemeinden werden aber zurecht erst einmal weiterhin die Kirchen geschlossen halten und mit ihren Gemeindemitgliedern weiterhin in den Formen Gottesdienst feiern, wie sie sich in den letzten Wochen entwickelt haben (z. B. über das Internet oder mit Hilfe von Andachtszetteln oder Gemeindebriefen, die an die Gemeinde verteilt werden).

Durch Abstands- und Hygieneregeln geprägte Gottesdienste

Dekan Olliver Zobel freut sich zwar auch über die Wiederaufnahme der Gottesdienste: „Ich bin froh“, erklärt der Pfarrer, „dass Gottesdienste wieder stattfinden können, weil es eben für mich wieder ein wichtiges, öffentlich wahrnehmbares Zeichen dafür ist, dass wir auf der Suche nach einem neuen Alltag sind; dass wir versuchen, aus dieser Krisenzeit herauszukommen.“ Gleichzeitig weiß er aber auch, dass diese Gottesdienste, soweit sie denn den Vorgaben entsprechend möglich sind, anders sein werden ­– ganz anders, als es viele der Gemeindeglieder bisher gewohnt waren. „Das ist unsere Schwierigkeit in dieser Krise, dass Nähe und Gemeinschaft, die wir gerade jetzt so gerne anbieten möchten, in diesen durch Abstands- und Hygieneregeln geprägten Gottesdiensten nur schwer zu spüren sein werden.“

Kreative Gottesdienst-Alternativen weiter feiern

Zobel hofft, dass die Gottesdienstbesucher, trotz aller Auflagen, das von vielen ersehnte Gefühl der Gemeinschaft, der Geborgenheit und der Gottesbegegnung erleben werden. Jetzt müssen die Gemeinden erst einmal Erfahrungen sammeln: „Man wird sehen, was da möglich ist, welche Formen greifen und welche nicht.“ Gleichzeitig hofft er aber auch, dass die vielen kreativen Alternativen zur Seelsorge vor Ort und zu den „klassischen“ Sonntagsgottesdiensten in der Kirche, die in den Gemeinden durch das Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen entwickelt wurden, nun nicht ganz in den Hintergrund treten: „Ich bin sehr froh, dass Kolleginnen und Kollegen die Corona-Krise dazu nutzen“, erklärt der Dekan, „alternative Seelsorge- und Gottesdienstformen auszuprobieren. Noch haben wir nicht die Zeit, um das in Ruhe zu reflektieren, hoffen aber, dass wir uns ein paar Punkte über die Corona-Krise hinaus erhalten können.“

Neue Netzwerke von Haupt- und Ehrenamtlichen erhalten

Und er erläutert, dass die Weiterentwicklung der Gottesdienstkultur im Dekanat während der Corona-Krise einen kräftigen Schub nach vorne erhalten habe. Dazu gehört für Olliver Zobel z. B. die live im Internet übertragenen Gottesdienste. „Das könnte doch weitergehen“, so der Dekan, „auch wenn die Menschen wieder die Gottesdienste in den Kirchen feiern können. Warum sollen wir diese Form nicht weiter anbieten? So konnten wir jetzt schon neue Leute ansprechen und könnten es auch weiterhin.“ Der Theologe hofft außerdem, dass auch die Netzwerke innerhalb des Dekanates und der Gemeinden, die sich bei der Entwicklung gemeinsamer Projekte zur Bewältigung der Corona-Krise gebildet haben, weiterhin bestehen bleiben.

In der Gesellschaft das Miteinander wieder mehr diskutieren

Darüber hinaus hat er festgestellt: „Durch diese Krise haben wir auch als Gesellschaft gemerkt, dass wir einander mehr brauchen. Und ich hoffe natürlich, dass dieses „mehr Brauchen“ auch dazu führt, dass wir manche Prozesse in unserer Gesellschaft, wie ich es z. B. in Bezug auf die Vereinzelung der Menschen erlebt habe, dass vielleicht da manche Prozesse wieder mehr in Frage gestellt werden“. Seine große Hoffnung ist, „dass wir in unserer Gesellschaft wieder unser Miteinander diskutieren und wieder ein bisschen mehr zusammenrücken“. Gerade bei ethischen Debatten, wie der Frage zum Umgang mit dem jeweils Nächsten, sei Kirche ein wichtiger Ansprechpartner. „Politik kann immer nur versuchen, einen Kompromiss herzustellen und Schwerpunkte zu setzen“, ist der Dekan überzeugt, „aber es war schon immer so, dass ihr die Grundelemente und Werte von außen gegeben wurden, von Philosophen oder Theologen.“

Hilke Wiegers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Hamstern erlaubt: Bücher-Lieferservice

Aufgrund der Corona-Krise ist auch die Bücherei weiterhin nicht geöffnet. Wer wegen abgesagter Veranstaltungen und geschlossener Freizeiteinrichtungen jetzt wieder mehr Zeit zum Lesen hat, kann sich gerne unter  oder 06725-309690 melden und Literatur bestellen. Die Bücherei liefert die Bücher dann nach Hause und legt sie vor der Tür ab. Die Rückgabefrist für die bereits ausgeliehenen Medien verlängert sich selbstverständlich, bis die Bibliothek wieder öffnet.

Aktuelle Informationen der Kirchengemeinden Appenheim, Nieder-Hilbersheim und Ober-Hilbersheim

Stand: 16. März 2020

Veranstaltungen:

Alle Gruppen und Veranstaltungen werden bis auf Weiteres abgesagt.

Gottesdienste:     

Wir rechnen mit einer Aufforderung der Kirchenleitung, die kommenden Gottesdienste abzusagen. Wir informieren Sie zeitnah!

Besuche:

Ich bitte um Verständnis, dass ich es gegenwärtig nicht verantworten kann, Besuche auch zum Geburtstag zu machen! Ich möchte nicht diejenige sein, die den Coronavirus-Erreger in die Hochrisikogruppe hinein trägt.

Pfarramt:

Pfarrerin Verena Reeh ist erreichbar. Rufen Sie sie für ein Gespräch einfach an unter 0175/2452836!

„Solo, aber nicht ohne…“

Ungewöhnlicher Gottesdienst in Ober-Hilbersheim zum Valentinstag

Schon das Orgelvorspiel von Hans-Reiner Heucher war etwas ganz Besonderes: eine Orgel-Adaption des 1990er Jahre Schlager-Hits „Verdammt ich lieb dich!“. Und so war auch die Begrüßung der zahlreichen Besucher des Gottesdienstes für Alleinstehende in der Ober-Hilbersheimer Kirche war: Die Pfarrerin von Appenheim, Ober- und Nieder-Hilbersheim, Verena Reeh, und die Gensinger Vikarin Heike Corell ließen gleich zwei Blumentöpfe mit lautem Knall auf dem Kirchenboden zerschellen.

Die Pfarrerin von Appenheim, Ober- und Nieder-Hilbersheim, Verena Reeh, und die Gensinger Vikarin Heike Corell; Foto: Hilke Wiegers

Die beiden Theologinnen wollten mit diesem unüberhörbaren Gottesdienstauftakt an diesem Valentinstag die Scherben, Verletzungen und Brüche veranschaulichen, die wohl jede bzw. jeder ihrer ZuhörerInnen rückblickend erlebt hat, gleichzeitig aber auch vor Augen führen, dass niemand, auch wenn er gerade allein durch’s Leben geht, nicht so ganz allein ist. Man sei zwar „Solo, aber doch nicht ohne …“, z. B. nicht ohne seine Familie, nicht ohne Freunde, nicht ohne Gottes Schutz. Gut passte da das für den Gottesdienst ausgewählte Gemeindelied „Ich möchte, dass einer mit mir geht“.

In einer kleinen Mitmachaktion wurden die Gottesdienstbesucher dann aufgefordert, auf die Scherben der Tontöpfe einen Riss in ihrem eigenen Leben zu benennen oder aber auch das verlorene Partner-Goldstück (in Form eines Schoko-Schmetterlings) in ein großes Sammelglas vor dem Altarraum einzuwerfen. Eine seltsam befreiende Tat. Anhand einiger nachgespielter Bibelszenen illustrierten Pfarrerin Reeh und Vikarin Corell im Anschluss dann, dass man in seinem Glauben an Gott, auch wenn man allein ist, eine Kraftquelle finden kann.

Schließlich, so Pfarrerin Reeh, würden uns die Brüche in unserem Leben, die Risse und Narben zu dem machen, „was und wer wir sind.“ „Durch sie sind wir“, so Verena Reeh, „geworden. Die Brüche im Leben machen uns aus. Sie sind kostbar.“ Und auch wer im Leben keinen Partner habe, so die Pfarrerin, „muss dennoch seinen Weg nicht ohne Gott gehen. Solo, aber nicht ohne Glauben an unseren himmlischen Vater. Er ist es, der niemanden alleine lässt, mit ihm das Leben teilt“. Und so passte es zu diesem nachdenklich-optimistischen Gottesdienst, dass man sich im Anschluss zu einem gemeinsamen (nicht einsamen!) Imbiss in einem Ober-Hilbersheimer Restaurant traf.

Hilke Wiegers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Gelungenes Experiment: die Kreativen Tage 2.0

Jetzt gibt es die Kreativ-Freizeit auch für Jugendliche

Mit den Kreativen Tagen 2.0 fand Mitte Januar das von der Gemeindepädagogin der evangelischen Kirchengemeinden Appenheim, Nieder- und Ober-Hilbersheim, Margarete Ruppert, entwickelte Erfolgsmodell des Kreativ-Workshops für Kinder eine gelungene Fortsetzung. Neun Jugendliche aus dem Dekanat Ingelheim-Oppenheim ließen sich in der Jugendfreizeitstätte Trechtingshausen auf ein Wochenende der besonderen Art ein. Viele von ihnen haben bereits als Kinder an den im Landkreis Mainz-Bingen mittlerweile sehr beliebten Kreativen Tagen teilgenommen. Nun arbeiten sie bei diesem Ferienfreizeit-Angebot als BetreuerInnen mit. Mit den Kreativen Tagen 2.0 sollte es nun eine Weiterentwicklung des Angebots für junge Ehrenamtliche geben. Bibeln waren mitzunehmen. Es sollte neben Spaß, Essen und Gemeinschaft auch um Gott gehen. Wie begegnet Gott Menschen, wie kann ich ihn in mein Leben hinein lassen und will ich das überhaupt? Diese und eine Menge anderer Fragen wurden in den Seminareinheiten diskutiert. Die Erkenntnisse konnten dann in Kreativzeiten auf vielfältige Weise umgesetzt werden. Es gab Ton und Kerzen zum Gestalten, aber auch Handlettering und das Verzieren von Notizbuch und Bibel war möglich. Daneben war natürlich auch Zeit und Raum für Musik – „handgemacht“ mit mitgebrachten Gitarren – gemeinsamem Kochen und  Essen sowie einem intensiven und fröhlichen Miteinander. Alle fanden: das war ein gelungenes Wochenende mit Wiederholungsbedarf.

Hilke Wiegers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim