Ein Feuerbrand für unsere dunkle Zeit

– 150 Jahre Albert Schweitzer

Wissenswertes zu der besonderen Beziehung des Friedensnobelpreisträgers zu Rheinhessen

Seit dem 14. Januar 2025 gedenken wir des 150. Geburtstags von Albert Schweitzer, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er war Theologe, Philosoph, Organist und Arzt, der mit seiner Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ bis heute inspiriert. In Lambarene (Gabun) baute er ein Krankenhaus auf, das bis heute besteht. Für sein unermüdliches humanitäres Engagement erhielt er 1952 den Friedensnobelpreis, der ihm 1954 in Oslo überreicht wurde. Sein Denken und Handeln bildeten eine glaubwürdige Einheit, die sich besonders in seiner tiefen Verantwortung für Mensch und Natur zeigte.

Ein Ethiker für alle Kreatur

Tagsüber unermüdlich als Arzt und für den Ausbau des Urwald-Krankenhauses tätig, saß Schweitzer nachts „am Krankenbett der Menschheit“. Er betrachtete den technischen Fortschritt und die Kulturentwicklung Anfang des 20. Jahrhunderts mit tiefer Sorge. Neben dem ungeheuren Zuwachs an Wissen und Können musste er feststellen, dass der moderne Mensch ethisch-geistig immer mehr verkümmerte. In allen Bereichen sah Schweitzer die Gefahr zunehmender Unmenschlichkeit aufziehen. Er erkannte, dass die Zukunft der Menschheit davon abhängt, inwieweit es gelingt, ein tragfähiges Fundament der Ethik zu finden, welches alle weltanschaulich-religiösen und kulturellen Unterschiede der Völker überbrückt. Diese Vorstellung bildet das Fundament für Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben“ – eine neue Humanitätsgesinnung, die sich für alles Leben dieser Erde verantwortlich weiß.

Albert Schweitzer und Rheinhessen

Die enge Freundschaft mit dem Niersteiner Weingutsbesitzer Karl-Ludwig Schmitt führte Albert Schweitzer immer wieder nach Rheinhessen. Im Hause Schmitt lernte er viele prominente Persönlichkeiten, wie Dr. Elsie Kühn-Leitz und Dr. Ernst Leitz jun., der bedeutenden Pianistin Elly Ney, dem bekannten Bildhauer Louis Mayer oder die Familie des Kirchenpräsidenten Martin Niemöller kennen. In der Oppenheimer Katharinenkirche spielte er die berühmte Walckerorgel spielte. Er gab dort Konzerte und probte ausgiebig auf dem Instrument, das er besonders schätzte.  Ein weiterer bedeutender Weggefährte Schweitzers in Rheinhessen war der Atomphysiker und Bundestagsabgeordnete Karl Bechert aus Gau-Algesheim. Bechert war ein entschiedener Kritiker der atomaren Aufrüstung und unterstützte Schweitzer maßgeblich bei der Formulierung seiner Anti-Atomwaffen-Appelle, die 1957/58 über Radio Oslo weltweit ausgestrahlt wurden. Diese trugen wesentlich zur internationalen Friedensbewegung bei.

Ein Erbe, das verpflichtet

In Deutschland setzen sich mehrere Organisationen für die Bewahrung seines Erbes ein. Der Deutsche Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V. trägt wesentlich zur Erhaltung und Weiterentwicklung des Krankenhauses bei. Die Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt am Main widmet sich der Verbreitung seines geistigen und ethischen Werkes und unterstützt das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum in Offenbach mit Archiv und Museum.

Anlässlich seines Jubiläums finden bundesweit zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt, darunter Orgelkonzerte, Vorträge, Lesungen und Tagungen. Weitere Informationen gibt es unter: www.albert-schweitzer-heute.de, aber auch auf der Website des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim https://evangelisches-dekanat-ingelheim-oppenheim.de/ .

Dr. phil. Gottfried Schüz
Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt am Main