Hinter den Kulissen des ZDF-Fernsehgottesdienstes in Ingelheim
Wer jemals vor einem größeren Publikumreden oder etwas aufführen musste, der ahnt, was es heißt, bei einer Live-Sendung vor über einer Million Fernseh-zu-schauern aufzutreten. Und wenn dann auch noch, wie beim jüngsten ZDF-Fernsehgottesdienst am Ostersonntag in der Ingelheimer Saalkirche, die Vor-bereitungszeit mit zwei Wochen denkbar knapp ist, erhöht sich der Druck auf alle Mitwirkenden noch einmal um ein Vielfaches.
Großes Lob von der Senderbeauftragten
Ein Blick hinter die Kulissen während der Generalprobe am Ostersamstag zeigt, wie hoch die Professionalität nicht nur des ZDF-Fernsehteams, son-dern auch von allen Mitwirkenden des Gottesdienstes ist. Kein Wunder, dass die Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Pfarrerin Simone Hahn, insbesondere dem Team der Evangelischen Saalkirchengemeinde Ingelheim, das an der Liturgie und der musikalischen Gestal-tung des ZDF-Fernsehgottesdienstes mitgearbeitet hat, ein großes Lob ausspricht: „Das muss man schon sagen, sie haben hier tolle Leute vor Ort! Hut ab!“
Gute Fernseh-Voraussetzungen in der Saalkirche
Dass die Ingelheimer Saalkirche zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen und wohl noch bis in den Mai hinein Schauplatz des ZDF-Fernsehgottesdienst geworden ist bzw. sein wird, ist wie Vieles in diesen außerordentlichen Zeiten eine Folge der Corona-Pandemie. Die Saalkirche liegt für die Mitarbeitenden der Mainzer Sendeanstalt nicht nur gleich vor der Haustür, sodass keine aufwändige Anreise mit Hotelübernachtungen notwendig ist. Das helle Kirchengebäude bietet mit seiner guten Akustik und seiner außerordentlichen Orgel-Anlage mit einem mitten im Raum flexibel beweglichen Spieltisch beste Voraussetzungen für Fernsehauf-nahmen.
Abwechslung als A und O eines Fernsehgottesdienstes
Ein weiteres Plus ist der Kirchenmusiker der Saalkirche, Carsten Lenz, der zusammen mit seiner Frau Iris souverän und ohne jedes Zeichen von Nervosität die musikalischen Fäden des ZDF-Fernsehgottesdienstes in den Händen hält. War schon der erste Fernsehgottesdienst am 29. März 2020 eine Herausforderung, weil aufgrund der Corona-Epidemie nur eine begrenzte Zahl von Musikern bzw. Sängern auftreten durften, so waren die Auflagen für den April-Gottesdienst noch höher: Neben dem Ehepaar Lenz durften nur noch sechs Personen musikalisch in Erscheinung treten. Gleichzeitig ist jedoch das A und O eines vom Fernsehen (aber auch im Radio) übertragenen Gottesdienstes die Abwechslung. „Jedes Musikstück darf möglichst nicht länger dauern als anderthalb bis zwei Minuten“, erzählt Carsten Lenz. Jede Liedstrophe sollte klanglich variiert, das heißt in einer anderen Besetzung vorgetragen werden.
Maßgeschneiderte musikalische Arrangements
Wie dies mit einer musikalischen Kleinstbesetzung zu bewerkstelligen ist, ist auch für einen routinierten Musiker wie Lenz keine leichte Aufgabe. Zwei Wochen mit einem Arbeitspensum von 70 Stunden haben er und seine Frau hinter sich, angefüllt mit dem Schreiben von maßgeschneiderten musikalischen Arrangements für die Mitwirkenden und zahlreichen Musik-Proben.
„Das muss auf die Sekunde stimmen, abgestimmt auf die Regie des Fern-sehens“. Von der Arbeit des ZDFs in „seiner“ Kirche ist Lenz übrigens be-geistert: „Die wissen genau, was sie tun. Sie machen sehr schöne Bilder und Überblendungen, das bekommt man natürlich als Musiker bei den Aufnahmen nicht so mit“.
Fehlerlos dank routinierter Gelassenheit
Als Zuschauer der Generalprobe am Ostersamstag merkt man aber sehr wohl, wie viel technisches Knowhow hinter so einem Fernsehgottesdienst steckt. Während die „Hauptdarstellerinnen“ des Fernsehgot-tesdienstes, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pfarrerin Annette Kurschus, und Pfarrerin Anne Waßmann-Böhm, eine der Pfarrerinnen der Saalkirchengemeinde, schon im Talar den Gottesdienst vor laufenden Kameras proben, sieht man zum Beispiel die Ton- und Bildtechniker mit prüfendem Blick durch den gesamten Kirchenraum laufen, ständig im Sprech-Kontakt mit dem Team des ZDF-Übertragungswagens außerhalb der Kirche. Aufregung ist niemandem anzumerken, weder das Aufnahmeteam verliert seine routinierte Gelassenheit, noch unterläuft den beiden Pfarrerinnen oder anderen Sprechern oder Musikern ein Fehler.
Zum Abschluss ein gut gelauntes „Halleluja!“
Am Schluss sind alle nur gespannt, ob man im vorgegebenen Zeitrahmen geblieben ist. „Nur 30 Sekunden zu lang!“, erklärt Pfarrerin Waßmann-Böhm nach Abschluss der Probe erleichtert und dass, obwohl es für die Predigerin des Gottesdienstes, Präses Kurschus,
und das liturgische Team aus Ingelheim die erste gemeinsame Probe für den Fernsehgottesdienst überhaupt war. Eine Super-Leistung! Kein Wun-der, dass Kirchenmusiker Lenz auf dem Orgelspieltisch erleichtert ein kleines, gut gelauntes Halleluja anstimmt. Der Ostersonntag kann kommen.
Bianca Leone